Lärm ist erwiesenermaßen ein gesundheitliches Problem [1], weshalb Regularien enger werden und zunehmend Lärmschutz betrieben wird. Lärmschutz beginnt nicht erst dann, wenn Lärm bereits vorhanden ist, sondern bei modernen Fahrzeugen, Produkten und Maschinen aller Art, bereits virtuell im Entwicklungsprozess. Die Reduktion von Lärmerzeugung, oder allgemein akustischen Emissionen von Komponenten, ist als äußert positiv zu bewerten, führt jedoch auch dazu, dass die Sensitivität für Geräusche erhöht wird. Dies korrespondiert mit kontinuierlich steigenden Anforderungen an die Geräuschqualität und deren Entwicklung (Engl. Sound-Design). Unter der Qualität von Geräuschen, wird nicht nur der quantitative Schalldruckpegel oder die wahrgenommene Lautstärke verstanden, sondern auch die psychoakustische Wirkung. Wird nun von Lärmschutz gesprochen, so müssen Maßnahmen im Idealfall alle Bereiche einschließen – Um diese Domänen wirtschaftlich abdecken zu können, sind akustische Simulationen in validen Simulationsketten notwendig, die effiziente Prognosen in frühen Entwicklungsstadien ermöglichen.Lärmschutz kann durch diverse Maßnahmen passiv oder auch aktiv betrieben werden. Insbesondere im tiefen Frequenzbereich ermöglicht aktiver Schallschutz hochwirksame Lösungen. Maßnahmen, die auf aktivem Schallschutz (Engl. Active Noise Control (ANC)) basieren, bieten sich insbesondere überall dort an, wo entweder direkt in den Luftschalpfad der Abstrahlung eingegriffen werden kann oder dort, wo Bereiche effektiv akustisch abgeschirmt werden sollen. Neben der Schall-„Löschung“ ist auch eine Manipulation des Schallfeldes möglich, sodass z.B. nur einzelne Frequenzen aus dem Signal im Komfortbereich entfernt werden oder akustische Zonen (Engl. Audio zones) aufgebaut werden können. So können z.B. im Büroalltag Bereiche akustisch voneinander getrennt, Maschinengeräusche lokal begrenzt oder auch Warnsignale in bestimmten Bereichen verstärkt werden.
Das Fraunhofer LBF hat im Zuge des Projekts »ReinluftAkustik« einen Simulationsprozess entwickelt, der ein effizientes Design von ANC-Maßnahmen virtuell ermöglicht und so die Wirksamkeit verbessern kann, bei gleichzeitiger Reduktion des Aufwands für kostenintensive experimentelle Untersuchungen.
Im Projekt »ReinluftAkustik« wurde eine ANC-Maßnahme für ein Lüftungssystem entwickelt. Die virtuelle Geometrie wurde dafür aus einem Versuchsaufbau abgeleitet (Abbildung 1) und in einem Finite Elemente Methode (FEM) Simulationsmodell umgesetzt, wobei drei Bereiche charakteristisch sind (Abbildung 2): Eine vereinfachte Anregung erfolgt in (1), die Ausbreitung im Luftvolumen der Box (2) und die Abstrahlung ins Freifeld in (3). Das physikalische Simulationsmodell wird im Zeit- und Frequenzbereich verifiziert und experimentell validiert (Abbildung 3). Durch diesen Abgleich kann ein virtueller Test-, o.a. Prüfstand, zur Variantenerprobung und Datenerzeugung aufgebaut werden. So können Daten für beliebige Anregungen ermittelt und damit ein Reglungssystem ausgelegt werden. Die Testumgebung kann dann die Wirkung der Maßnahme prognostizieren (Abbildung 4).
[1] Environmental noise guidelines for the European region, World Health Organization Regional Office for Europe, 2018, WHO Regional Office for Europe Publications, Copenhagen
Durch diesen Schritt können akustische Optimierungen am System effizient evaluiert werden, ohne physisch den Aufbau für jede Iteration zu ändern. Infolgedessen kann z.B. bei Nachrüstlösungen die Montagezeit durch virtuelle Erprobung und Parametrierung drastisch reduziert werden.
Denken Sie Ihre Entwicklungen einen Schritt voraus, handeln Sie proaktiv und berücksichtigen Sie Maßnahmen parallel zur Produktentwicklung. Akustische Simulationsprozesse mit der Unterstützung unserer Experten vom Fraunhofer LBF eröffnen Ihnen neue Möglichkeiten bei vibroakustischen Fragestellungen und adaptiven Schallschutzlösungen.
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