Funktionalisierte Polyolefine als Haftvermittler
Polyolefine sind auf Grund ihrer in weiten Grenzen einstellbaren Eigenschaften und der Herstellung aus kostengünstigen Rohstoffen die am häufigsten verwendeten synthetischen Polymere. Dennoch limitieren ihre geringe Oberflächenenergie, geringe Kompatibilität mit polaren Polymeren und ihre geringe Adhäsion an polaren Materialien ihre Anwendbarkeit.
Viele dieser Probleme können durch die Einführung polarer Funktionalitäten, beispielsweise durch Pfropfen mit passenden polaren Monomeren, gelöst werden. Die Anwendungseigenschaften werden dann, bei gegebener Gesamtzusammensetzung, durch die Molmassenverteilung (molar mass distribution, MMD) und die Verteilung der chemischen Zusammensetzung (chemical composition distribution, CCD) bestimmt. Letztere ließ sich mit bisher etablierten Methoden nicht bestimmen.
Wechselwirkungsflüssigchromatographie
Am Fraunhofer LBF wurden daher intensive Bemühungen zur Entwicklung einer schnellen und selektiven Methode für die Charakterisierung von funktionalisierten Polyolefinen unternommen und ein auf Wechselwirkungsflüssigchromatographie (high performance liquid chromatography, HPLC) basierender Ansatz entwickelt. Erstmals konnten so funktionalisierte Polyolefine, z. B. Maleinanhydrid-gepfropftes Polypropylen (PP-g-MA), in einen polaren und einen unpolaren Anteil getrennt werden.
Der als Haftvermittler aktive (funktionalisierte) Anteil der Proben lässt sich damit schnell und einfach bestimmen und so die Effektivität des Pfropfprozesses nachvollziehen. Um auch Informationen zum Funktionalisierungsgrad von Polymerketten unterschiedlicher Länge (unterschiedlicher Molmasse) zu erhalten (Beziehung zwischen MMD und CCD), wurde der HPLC-Ansatz weiterentwickelt. Eine Kopplung der HPLC mit der GPC (zweidimensionale Chromatographie, siehe Abb.) erlaubte es, PP-g-MA-Proben nach ihrer chemischen Zusammensetzung und dann nach ihrer Molmasse zu trennen. Zum einen konnte so erstmals der tatsächlich aktive Gehalt an funktionalisiertem Polypropylen quantitativ bestimmt werden. Zum anderen konnte gezeigt werden, dass das funktionalisierte Material eine geringere Molmasse als die nichtfunktionalisierte Fraktion aufweist.