Unternehmen profitieren in vielfältiger Weise von diesem Forschungsprojekt: Sie können eigene Produktionsabfälle bei flammgeschützten Formulierungen besser nutzen und Kosten einsparen. Durch eine gezielte Additivierung werden Produkte geschaffen, die mit Neuware konkurrieren können. Wettbewerbsvorteile bestehen weiterhin darin, Recycling-Kunststoffe als Marketing-Instrument zu nutzen und neue Produkte auf dieser Basis aufzubauen.
Alterungsprozessen auf den Grund gehen
Kunststoffe aus einem Recycling-Prozess unterscheiden sich grundsätzlich von Neuware. Während der Verarbeitung und Anwendung kann es zu irreversiblen Veränderungen des Kunststoffes kommen, die auf chemische und physikalische Vorgänge zurückzuführen sind. „Auch das eingesetzte Flammschutzmittel kann einemSchädigungsmechanismus unterliegen, wodurch ein sicherer Flammschutz nicht mehr gewährleistet ist. Das Risiko ist umso größer, je öfter der Kunststoff rezykliert wird und je anspruchsvoller die Verarbeitungsbedingungen sind“, erläutert Metzsch-Zilligen.
Um die Belastungen nachzustellen, die der Kunststoff durch wiederholte Verarbeitung erfährt, führen die Wissenschaftler eine Mehrfachextrusion durch. Alterungsprozesse, die der Kunststoff in der Anwendung erfährt, simulieren sie durch beschleunigte Ofenalterung. Bei ihren Analysen untersuchen die Forscher marktrelevante Formulierungen mit halogenfreien Flammschutzmitteln, die in gängigen Polymerklassen (PE, PP, PA, PC/ABS) eingesetzt werden.
Gezielte Additivierung verbessert mechanische Kennwerte
Die bisherigen Ergebnisse sind aussichtsreich. Flammgeschützte Kunststoffe, basierend auf PA6 und PA6/GF (= Glasfaser) sowie PA 66/GF, behielten nach Mehrfachverarbeitung und Ofenlagerung ihre Flammschutzwirkung. Die Einkürzung der mittleren Glasfaserlänge bei den verstärkten Polyamiden hatte keinen Einfluss auf das Brandverhalten. „Erwartungsgemäß stellten wir im Rahmen der Mehrfachextrusion einen Abfall der mechanischen Kennwerte fest, die wir aber durch gezielte Additivierung wieder verbessern konnten“, betont Metzsch-Zilligen.
Das Forschungsprojekt am Fraunhofer LBF leistet einen wichtigen Beitrag zu den gesellschaftspolitischen Themen Ressourceneffizienz und Sicherheit. Es findet im Rahmen der Projektförderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung der AiF (Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen, hier Forschungsgesellschaft Kunststoffe e.V.) und unter Beteiligung von Mitgliedsfirmen der PINFA (Phosphorus, Inorganic & Nitrogen Flame Retardants Association, www.pinfa.org) statt.